Zeitraum: 25.12.-5.1.
Eine kleine Rauhnachtsgeschichte
Stell dir vor, die Zeit wird zurückgedreht. Du bist irgendwo in Mitteleuropa vor ein paar hundert Jahren um diese Jahreszeit. Du bist ein kleines Mädchen oder ein kleiner Bub, vielleicht 10 Jahre alt.
Draußen ist es bitterkalt, es regnet und schneit. Die Tage sind kurz, da es spät hell und früh finster wird. Es gibt auch nicht viel zu tun. Schon seit Wochen ruht die Feldarbeit. Die Vorräte sind angelegt, aber viele sind es nicht. Du beobachtest, wie deine Mutter immer wieder sorgenvoll in die Speisekammer schaut, da sie nicht sicher ist, ob es für die ganze Familie für den ganzen Winter reichen wird. Es gibt kein fließendes Wasser oder elektrisches Licht.
In der Stube brennt das Feuer im Ofen und macht die Luft stickig. Die Flammen tanzen an den Wänden und formen unheilvolle Gestalten. Der Wind pfeift ums Haus, Kälte und Nässe ziehen durch die Ritzen in die Stube. In der Ferne heult ein Wolf. Und auch sonst knackt und kracht es draußen ganz unheimlich. Lauter Geräusche, die dir fremd vorkommen. Die Nacht ist pechschwarz. Keinesfalls würdest du jetzt bei Dunkelheit das Haus verlassen, viel zu unheimlich ist die Stimmung.
Die Natur ist still geworden – und Deine Familie und das ganze Dorf auch.
Das einzige, was es zu tun gibt (abgesehen von einer Schneeballschlacht mit den Geschwistern tagsüber), ist das gemeinsame Sitzen am Feuer. Alle rutschen zusammen und das dumpfe Gemurmel wirkt beruhigend auf dich.
Deine Großmutter beginnt zu erzählen: „Hört Ihr, wie der Sturm ums Haus braust? Das ist die Wilde Jagd, ein Haufen unerlöster Seelen, wilder Gesellen und Fruchtbarkeitsgeister. Wir dürfen keine Wäsche aufhängen, damit sie sich nicht darin verfangen. Die Wilden wissen, wer heuer fleißig war und belohnt wird, und wer bestraft wird, weil er faul, selbstsüchtig oder gemein war. Was wir gesät haben, nimmt jetzt Form an. Das Licht wird neu geboren und die Pflanzen und Samen beginnen zu keimen.“
Um die Wilden zu besänftigen, aber auch, um den Naturgeistern für ihren Schutz zu danken, habt ihr vorhin die Reste vom Weihnachtsessen hinaus zum Baum hinter dem Haus gebracht.
Die Großmutter spricht weiter: „Jetzt ist die stillste Zeit im Jahr. Das Schicksalsrad dreht sich, deshalb stehen alle anderen Räder still. Auch mein Spinnrad. Die Tore zur Anderswelt sind jetzt offen. Unsere Ahnen und Schutzengel geben uns Ratschläge und eine Vorschau aufs neue Jahr. Wenn ihr ganz aufmerksam seid und genau darauf achtet, könnt ihr sie hören oder ihre Hinweise in der Natur entdecken. Vielleicht hört ihr sogar die Tiere reden.“
An den folgenden Abenden werdet Ihr wie jedes Jahr Rückschau auf die vergangenen Monate halten.
Wie war das vergangene Jahr? Was können wir draus lernen? Was soll im kommenden Jahr besser werden? Die Beschäftigung mit der Zukunft gibt einen Hoffnungsschimmer in dieser schweren Zeit. Ihr macht euch Mut, um die kalte Zeit zu überstehen und daran zu glauben, dass das kommende Jahr gut wird.
Ihr werdet das Wetter beobachten, das Euch sagt, wie das kommende Jahr werden wird.
Ihr werdet räuchern, um Haus und Hof zu reinigen, Dämonen zu vertreiben und Krankheiten fernzuhalten.
Vor dem Schlafengehen schärft dir deine Mutter noch ein: „Achte auf deine Träume – morgen früh erzählst du sie mir dann. Deine Träume geben dir Hinweise darauf, was das neue Jahr für dich bereithält.“
Du kuschelst dich ins Stroh, ziehst die Haube über die Ohren und schläfst sanft ein.
Seither hat sich viel geändert
Heute haben wir ein warmes Zuhause, mit Licht und den digitalen Medien, die wir bewusst abschalten müssen, damit sie still sind. Alles scheint sich viel schneller zu drehen und wir kommen kaum zum Durchatmen in dieser hektischen Zeit. Viele von uns haben sich selbst verloren und erfüllen Rollen gemäß fremder Erwartungen. Der Kontakt zur Natur ist vielen abhandengekommen und wir leben in vorgegebenen Zeitstrukturen, statt nach dem Lauf der Natur und den Bedürfnissen des Körpers. Wir glauben, alles zu wissen und entdeckt zu haben und alles Mystische erklären zu müssen.
Gerade in dieser rasanten Welt heutzutage kann es besonders wichtig sein, dass wir uns auf unsere Wurzeln besinnen und uns auf die Raunächte mir ihrer Stille und ihrem Rückzug einlassen. Sie geben uns die Chance, uns für ein paar Tage aus dem Alltag auszuklinken und mit gutem Gewissen einmal nichts zu tun.
Vielleicht spricht heute kaum noch jemand von der Wilden Jagd oder der Anderswelt. Aber die Absicht, auf Reset zu drücken, in uns hineinzuhören und neu mit positiver Motivation durchzustarten hat nichts an Aktualität verloren.
Ob Hinweise und Träume aus der Anderswelt kommen oder doch aus Deinem Unterbewusstsein – wichtig ist vor allem, dass du dir klar wirst, was du wirklich willst und dich darauf ausrichtest, um es im neuen Jahr Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Zeit zwischen der Zeit hat nichts von ihrem Zauber verloren – sofern du ihr Raum gibst
Stell dir vor, du bist eine Frau oder ein Mann in Deinem Alter, genau in diesem Jahr. Du sitzt eingekuschelt in eine weiche Decke an einem gemütlichen Platz in deinem Zuhause. Vor dir eine Kerze, vielleicht ein angenehmer Duft oder es spielt ruhige Musik. Du lässt deine Gedanken schweifen und notierst, was dir bedeutsam vorkommt. Die Zeit gehört dir ganz allein und vor dir liegt ein Jahr wie ein unbeschriebenes Blatt.
Wie kannst du die Rauhnächte nutzen, um im neuen Jahr neu durchzustarten?
Es geht darum, ganz im Hier und ganz bei DIR zu sein.
Die Zeit darf stehen bleiben, du hältst inne, hörst in dich hinein und lernst dich vielleicht sogar ein Stück weit neu kennen.
Du kannst in dieser Zeit unsere Batterien aufladen und deine Resilienz stärken, indem du Dinge tust, die dir guttun, in kindlicher Neugier durch die Zeit gehen und Kleinigkeiten genießen.
Was tut DIR gut? Ein heißes Bad? Ein Spaziergang? Ein Spielabend mit der Familie? Märchen erzählen? Sport? Oder einfach nur die Kerzenflamme beobachten und Träumen?
Tanken wir Energie und finden wir wieder eine feste Basis, die uns Halt gibt!
Je besser wir uns stabilisieren, desto besser können wir den Turbulenzen im Außen begegnen.
Traditionell wird jeder Tag einem Monat im kommenden Jahr zugeordnet.
Die verschiedenen Zählweisen lass ich jetzt mal beiseite.
Für mich fühlt sich die Zählweise ab 25.12. (= Jänner) am stimmigsten an. Dann endet das Zeitfenster am 5.1. (=Dezember). Vielleicht noch eine Gesamtrückschau am 6.1., wo die meisten wegen des Feiertags frei haben. Und dann geht’s so richtig rein ins neue Jahr.
Lass deine Gedanken schweifen, aber auch deine Augen.
Notiere regelmäßig das, was dir bedeutsam vorkommt. Ob das nun Gedanken sind, Wetterereignisse, Begegnungen oder was auch immer deine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Deine Intuition wird dich lenken!
Diese Notizen kannst du dann einerseits verwenden, um am 6.1. konkrete Wünsche und Ziele samt der Umsetzungsschritte für das neue Jahr zu formulieren. Andererseits kannst du sie im kommenden Jahr immer wieder zur Hand nehmen und als neue Impulse für das jeweilige Monat nutzen, das dem Tag, an dem du die Notizen gemacht hast, entspricht.
Ich wünsch dir eine friedvolle, und inspirierende Zeit der Einkehr!
Alles Liebe, Bettina
Ein Hinweis erscheint mir noch wichtig:
Die intensive Beschäftigung mit dir selbst kann manchmal Dinge ins Bewusstsein bringen, die dich vielleicht überraschen und wo du im Moment nicht weißt, wie du damit umgehen sollst.
Wenn du mit Deinen Gedanken nicht alleine bleiben willst, dann bin ich für dich da.
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